Jörg Niethammer (SEO-Experte)

Jörg Niethammer
SEO-Experte & Blogger

SEO-Analyse nach Jobwechsel

Was machst Du als SEO als erstes nachdem du in einem neuen Unternehmen angefangen hast? Richtig, eine umfassende SEO-Analyse. Auch ich hab das nach meinem Wechsel von Hansgrohe zu mey so gemacht. Dazu nutzte ich meinen unvoreingenommenen Blick als quasi (Noch-)Externer und habe mir die mey-Website genauer angeschaut. Welche Themen ich mir bei dieser ersten SEO-Analyse angeschaut habe, erfährst Du in diesem Artikel.

⚠️ Das Wichtigste in Kürze

  • Nutze Deinen unvoreingenommenen Blick für eine initiale SEO-Analyse
  • Konzentriere Dich auf die Basics
  • Verschaffe Dir einen Überblick & hole Deine relevanten Stakeholder ab

Warum eine SEO-Analyse?

Direkt mit einer allumfassenden SEO-Analyse zu starten, macht für SEOs, die einen neuen Job anfangen, total Sinn. Denn neben dem unvoreingenommenen und (hoffentlich) ungeschönten Blick von außen auf eine Website hilft eine SEO-Analyse auch direkt, ins Thema zu finden. Ich habe mich intensiv mit der Website beschäftigt und bekomme so ganz nebenbei einen tiefen Einblick in die Strukturen und auch die Produkte. Die Frage stellt sich daher also gar nicht, sondern das wird vermutlich jeder so machen.

Vorgehen der SEO-Analyse

Bereits wenige Tage nach Beginn meiner Tätigkeit bei mey habe ich mit der SEO-Analyse begonnen. Und ich habe davor bewusst nicht auf bestehende SEO-Analysen zurückgegriffen. Natürlich ist das auch eine Taktik, dass man sich bestehende Herausforderungen, Optimierungspotentiale und Aufgaben anschaut. Allerdings wollte ich meinen unvoreingenommenen Blick komplett ausnutzen.

Hätte ich mir die Audits eines externen SEO-Beraters angeschaut, hätte ich bereits erste Themen im Hinterkopf und die SEO-Analyse wäre unter Umständen an manchen Punkten anders durchgeführt worden. Eine Vermutung meinerseits, keine Ahnung, ob das wirklich so gewesen wäre.

Doch wie beginnt man eine SEO-Analyse ohne irgendeine Vorlage? Zugegeben, das ist gar nicht so einfach, denn ich habe mich jahrelang an eigens entwickelten SEO-Checkliste abgearbeitet. Diese SEO-Checkliste habe ich allerdings bewusst nicht einbezogen. Es lag also ein weißes Blatt Papier bzw. eine komplett leere PowerPoint-Präsentation vor mir.

Reihenfolge einer SEO-Analyse

Status quo

Ganz zu Beginn einer SEO-Analyse steht immer eine Status-quo-Analyse. Das heißt, ich habe mir erstmal einen Überblick in den typischen Tools verschafft. Welche Tools ich genau verwendet habe, findest Du weiter unten unter dem Punkt „Tools“.

Vor allem sind aktuelle Rankings, Entwicklungen der letzten Monate, Traffic-Anteile und auch SERP-Wettbewerber-Performance sehr wichtig, um einen Eindruck zu bekommen, wo wir eigentlich stehen. Das ist enorm wichtig, um einordnen zu können, wo große Potentiale liegen. Weshalb diese Potentiale noch nicht ausgeschöpft werden, ist der Teil der folgenden, operativen SEO-Analyse.

Technik-SEO-Analyse

Bevor ich mich um den Content gekümmert habe, habe ich mir die grundsätzliche technische Infrastruktur der Website angeschaut. Nicht ausschließlich aus SEO-Perspektive aber natürlich größtenteils. Natürlich lassen sich Technik und Content nicht immer 100% voneinander trennen. Es gibt viele Themen, die sich überschneiden. Trotzdem ist ein Start mit der Technik ratsam. Denn der beste Content bringt nichts, wenn es schon an der Technik scheitert.

Angeschaut habe ich mir unter anderem daher die folgenden Themen:

  • Indexierung (noindex-Policy, robots.txt, XML-Sitemap usw.)

  • Duplicate-Content-Prevention (hreflang, Canonical, Parameter-URLs, interne Suche usw.)

  • Paginierungen

  • 4xx-Fehler

  • Subdomains

  • Core Web Vitals

  • Accessibility

  • Broken Links

Natürlich sind diese Themenfelder teilweise sehr breit und sie überschneiden sich bereits mit Content-Themen. Beispielsweise sehe ich das Thema interne Links ganz allgemein als eigenen Punkt. Interne Links zählen zwar zum Content dazu, sind aber auch ein technisches Thema. Du siehst also, nicht alles einer SEO-Analyse lässt sich trennscharf zuweisen.

Content-SEO-Analyse

Beim Content-Part der SEO-Analyse geht es um allemöglichen Onpage-Faktoren, die ebenfalls nicht zwingend nur zu Content zählen. Im Content-Bereich hatte ich unter anderem folgenden Analysen untergebracht:

  • Snippets (Title, Meta Description)

  • H-Überschriften

  • Keywords

  • Strukturierte Daten

  • Navigation (Hauptmenü, Widgets, Footer usw.)

  • Falsche Rankings

  • Featured Snippets

  • Thin Content

  • Content-UX

  • Bildoptimierung / Bilder-SEO

Auch diese Bestandteile der SEO-Analyse sind sehr weit fassbar und meine Liste ist sicher nicht allumfassend. Für die initiale Analyse reichte es aber in meinem Fall aus. Vor allem die Themen allgemeine UX, Content-UX und Conversion-Optimierung sind keineswegs kleine Bestandteile einer Content-SEO-Analyse, sondern Teil des Großen und Ganzen. Auffälligkeiten hierzu habe ich natürlich erfasst und analysiert. Tiefgreifende Analysen sind jedoch für mich im ersten Schritt nicht elementar gewesen. Erst mal die Basics.

Offpage-SEO-Analyse

Grundsätzlich gehört zu einer großen SEO-Analyse ein Offpage-Teil. Das ganze Thema Backlinks, Content-Marketing und Offpage ist nicht zu unterschätzen und wird auch im Jahr 2024 nicht verschwinden. Als Mitarbeiter einer großen durchaus bekannten Marke sehe ich hier im ersten Schritt allerdings keine großen To Dos. Eine erste kleine Analyse hat mir diesen Eindruck bestätigt und ich werde laufende Prozesse hierzu erstmal anschauen und nicht gleich große, neue Ideen verwirklichen. Offpage ist ein eigenes Thema und kommt für mich zu einem späteren Zeitpunkt. Bestehende Themen bleiben daher erstmal so, wie sie sind.

Tools

Vor allem für die technische Analyse sind gar nicht so viele Tools notwendig, wenngleich einige das Leben deutlich erleichtern. Hier eine Übersicht von Tools, die ich genutzt habe:

  • Google Search Console / Bing Webmaster Tools

  • Google Analytics

  • Entwicklermodus von Chrome

  • PageSpeed Insights / Lighthouse

  • Sistrix

  • Screaming Frog

  • Chrome-Extensions (u. a. Seerobots, Redirect Path, Detailed SEO Extension)

Viele Tools sind natürlich mit anderen austauschbar. Häufig ist man auch an die bestehende Tool-Landschaft des Arbeitgebers gebunden, vor allem dann, wenn es sich um kostenpflichtige und zu installierende Tools handelt. Das mag jetzt für viele SEO-Freelancer komisch klingen, aber inhouse ist nicht immer alles möglich und mit der IT-Security vereinbar.

Screenshot einer SEO-Analyse aus Screaming Frog
Screenshot aus Screaming Frog für eine SEO-Analyse

Ergebnisse

Ich habe es tatsächlich geschafft, eine Präsentation mit knapp 200 Folien zu bekommen. Für jedes Unterthema habe ich nur zwischen einer und drei Folien benötigt. So waren etwa 150 Folien weniger relevant, da die dahinter befindlichen Checks der SEO-Analyse in Ordnung waren und dadurch keine unmittelbaren To Dos generierten. Die verbleibenden knapp 50 Folien beinhalteten Optimierungspotentiale, die ich zeitnah angehen möchte.

Präsentation

Bereits in meiner zweiten Woche haben wir einen Termin festgelegt, wann meine SEO-Analyse fertig sein und intern präsentiert werden soll. Das war etwa einen Monat später und das habe ich gut hinbekommen, denn ich hatte parallel zu meiner Einarbeitung genügend zusammenhängende Zeit, um mich auf das Thema zu konzentrieren. Wie viel Zeit ich tatsächlich investiert habe, kann ich nicht genau sagen. Es war aber erfahrungsgemäß sicher mehr, als ein externer Dienstleister investieren kann.

Bei der Präsentation war mir wichtig, dass möglichst alle relevanten Stakeholder dabei sind. Glücklicherweise hat sich kurzfristig eine Kollegin gemeldet, die noch dazu mochte. Das ist natürlich super, denn häufig geht es Inhouse-SEOs eher so, dass möglichst wenig teilnehmen möchten. Denn eins ist klar: SEO ist immer Arbeit und für viele zusätzliche Arbeit zu ihrem „traditionellen“ Tagesgeschäft.

Ich habe für die Präsentation inklusive kurzen Diskussionen und inhaltlichen Konkretisierungen zwei Stunden angesetzt und diese konnten wir auch halten.

Schritte nach der SEO-Analyse

Viel wichtiger als die Präsentation ist die zeitnahe Umsetzung! Das steht außer Frage, denn mit SEO-Analysen allein ist es nicht getan. Es muss in die operative Umsetzung gehen.

Dazu habe ich am Folgetag basierend auf der Präsentation zahlreiche Tasks in unserem Projekt-Management-Tool erstellt. Diese Tasks habe ich direkt mit Beispielen und Veranschaulichungen aus der Präsentation erweitert. So ist der Bezug zur Präsentation direkt klar und Stakeholder können sich an einzelne Punkte besser erinnern. Dieses Vorgehen hat sich in den letzten Jahren bewährt, vor allem dann, wenn Themen für Stakeholder nicht zum Alltag gehören.

Vergleich

Des Weiteren fand zwei Tage nach meiner internen Präsentation ein SEO-Workshop mit unserem bisherigen SEO-Dienstleister statt. Dieser hat meine Kolleginnen und Kollegen in der Zeit, bevor ich als Inhouse-SEO zu mey gestoßen bin, unterstützt und beraten. Nach etwa einem halben Jahr steht nun ebenfalls eine umfassende SEO-Analyse an. Diese wiederum wird nun mit meiner verglichen. Nicht um zu schauen, wer besser ist. Sondern um weitere Potentiale, die der jeweils andere vielleicht nicht hat oder anders sieht, zu identifizieren.

Im Vergleich waren etwa 70 Prozent der Themen bei beiden SEO-Analysen vorhanden. Die restlichen 30 Prozent waren teilweise bei dem einen gar nicht dabei oder sie unterschieden sich in der empfohlenen Vorgehensweise soweit, dass sie im Nachgang nochmal strategisch und taktisch besprochen werden mussten.

Alles in allem ergänzten sich die beiden SEO-Analysen auf gutem Niveau und es ließen sich daraus zahlreiche Handlungsempfehlungen ableiten.

Fazit

Nutze den unvoreingenommenen Blick für eine initiale SEO-Analyse. Diesen Blick wirst Du später nie wieder haben, daher ist er so wertvoll. Konzentriere dich auf die Basics und schaue, dass die zeitnah nach der SEO-Analyse optimiert bzw. implementiert werden. Extended-SEO kann dann später folgen!

Ich für meinen Teil war positiv überrascht, dass viele Basics bereits gut bis sehr gut waren. Etwa dreiviertel meiner neuen SEO-Checkliste ergaben keine unmittelbaren To Dos. Das habe ich auch schon anders gesehen und spricht definitiv für alle Beteiligten in der jüngeren Vergangenheit!

Und ich möchte noch eine Lanze für alle externen SEOs brechen: Der externe Blick ist extrem wichtig. Wer lange SEO in einem Unternehmen macht, sollte regelmäßig SEO-Analysen von außen durchführen lassen. Es ist extrem wertvoll und die Kosten lohnen sich in der Regel immer! Bitte honoriert dieses Lob und spamt mich jetzt nicht mit Nachrichten zu 😉 Ich melde mich dann schon, wenn ich externen SEO-Support brauche.

💬 Sag mir Deine Meinung

  • Hast Du auch schon mal eine SEO-Analyse nach deinem Jobwechsel durchgeführt?
  • Wenn ja, wie bist Du vorgegangen?
  • Was hast Du bzw. würdest Du anders machen?

Nutze die Kommentar-Funktion in meinem Linkedin-Post zu diesem Thema.

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